I successi del Kurdistan

Irak, Curdistan, economia, società

Die Welt 061028

I successi del
Kurdistan

Birgit Svensson

Forte sviluppo economico del Curdistan iracheno, dove l’accesso
di persone e capitali è facilitato:

  • collegamenti aerei giornalieri con Germania, Olanda,
    Svezia, Turchia e Iran, che ha aperto un suo consolato a Erbil.

  • La capitale Erbil è passata dai 700 000
    abitanti nel 2003 agli attuali 1 mn.; boom edilizio, assicurato il rifornimento
    idrico; l’energia elettrica è disponibile 15 ore al giorno, contro i 60-90
    minuti ogni 4 ore di Baghdad; la benzina costa 40 cent, contro 1€ a Baghdad.
  • 3MD di Investimenti Esteri diretti negli ultimi
    3 anni.
  • Dopo la sanguinosa guerra nel 1994-96 tra il KDP
    di Masud Barzani e il PUK di Jalal Talabani, nel 1998 è stato concluso un
    accordo a Washington, che ha concluso lo scontro portando Barzani a primo
    ministro delle province curde, e Talabani alla presidenza nazionale a Baghdad.
  • Di recente Barzani ha fatto togliere la bandiera
    irachena dagli edifici pubblici ed issare quella curda.

Le forze
di sicurezza sono presenti ovunque, i guerriglieri Peshmerga controllano i
trasporti, le strade, fanno da guardia agli edifici, sono divenuti i maggiori
datori di lavoro dell’area.
Die Welt 061028

Ausland – Erfolgsgeschichte Kurdistan

Der Irak droht auseinanderzubrechen – Nur
die Kurden haben ihren Zwist überwunden und einen blühenden Staat im Staat
geschaffen

Von Birgit Svensson

Erbil – Es ist nicht zu übersehen: Erbil
boomt
. Schon beim Landeanflug auf die nordirakische Stadt fallen die 15 Hochhäuser an der Peripherie
des Flughafengeländes auf, die dort gerade entstehen. Die Bautätigkeiten setzen
sich entlang der Straße in die Innenstadt ungebrochen fort. Aus einem riesigen Loch
im Zentrum, wo früher der Gemüse- und Obstmarkt abgehalten wurde und auch
unzählige andere Händler ihre Waren auf schäbigen Ständen anboten, kriechen
jetzt Betonwände und Glasfassaden. Ein gewaltiges, modernes Einkaufszentrum
entsteht. Neue Wohnhäuser ebenfalls. Fast in jeder Straße des größten
Stadtteils Hewler stehen Kräne und Bagger. Als Saddam Hussein im April 2003 gestürzt wurde, hatte Erbil
rund 700 000 Einwohner.
Heute ist fast eine Million erreicht und der Bürgermeister der
Stadt, Nehad Latif Qoja, ist sicher, der Zuzug werde weitergehen.

Wer
aus Deutschland kommt, braucht kein Visum zu beantragen
, um in die kurdischen Gebiete im Irak
einzureisen. Für den
Rest des Landes aber gelten strenge Visa-Vorschriften.
Doch an den
Flughäfen Erbil und Suleimanija wird lediglich ein Stempel in den EU-Pass
gedrückt und nach der beabsichtigten Verweildauer gefragt. Die Einreisestempel stammen noch
aus der DDR.
Wer früher oft von West- nach Ostdeutschland gereist
ist, wird die Form sofort wiedererkennen.


Einmal wöchentlich fliegt Kurdistan
Airways nach Frankfurt am Main
und holt dort Passagiere nach Erbil. Das Gleiche gilt für Amsterdam, Stockholm und Istanbul.
Man will es den westlichen Investoren leicht machen, nach Kurdistan zu
kommen
.


Doch auch nach Teheran gibt es
Flugverbindungen
. Ein
iranisches Generalkonsulat hat seine Arbeit in Erbil aufgenommen. Drei Milliarden
Dollar sind in den letzten drei Jahren in die Hauptstadt der Kurdenprovinzen geflossen.

"Das Resultat sehen Sie überall", sagt der Bürgermeister nicht ohne
Stolz. Neben dem Bauboom sei die Trinkwasserversorgung gesichert worden. Wo
früher Schlaglöcher waren, ist jetzt feiner Asphalt.

Während der Irak auseinanderzufallen
droht, proben die Kurden in ihren Gebieten die Einheit.


Nach jahrzehntelangem, blutigem
Bruderzwist zwischen ihren beiden Führern Barzani und Talabani
, haben diese sich versöhnt und Aufgabenteilung verabredet.


Der
eine herrscht in Erbil, der andere in Bagdad.
Dschalal Talabani ist der irakische
Staatspräsident, Mazoud Barzani Ministerpräsident der Kurdenprovinzen. Seitdem
sieht man beide Hände schüttelnd von den Wänden öffentlicher Gebäude lächeln. Noch
vor zehn Jahren wäre dies undenkbar gewesen. Damals tobte ein Bürgerkrieg um
die Macht im Norden.
"Nur wenn wir zusammenhalten, können wir dem
Druck von außen widerstehen und etwas bewegen", begründet Mohammad Amin
al-Delawe [presidente del KDP per il Centro e Sud Irak] den schwierigen Schritt
der Aussöhnung.

Als Gegenbewegung zur übrigen Entwicklung
im Irak sieht der Leiter der Vertretung der KDP (Demokratische Partei Kurdistans)
in Bagdad die Vereinigung der Kurden jedoch nicht. Eher schon als langen Prozess nach dem Ende der
blutigen Auseinandersetzungen (1994-96) zwischen der KDP von Barzani und
Talabanis PUK (Kurdische Einheitspartei).
Das Abkommen von
Washington 1998 läutete eine neue Ära ein.


Schon 2002 tagte das
Regionalparlament wieder gemeinsam in Erbil
, nachdem sich acht Jahre zuvor die 50 Abgeordneten
der PUK ins drei Stunden Autofahrt entfernte Suleimania zurückgezogen hatten
und ihre Treffen dort abhielten. Mohammad Amin al-Delawe kehrte nach 30 Jahren Exil in Berlin wieder
zurück in seine Heimat
. Mit den ersten freien Parlamentswahlen im Irak,
wurde im Januar 2005 auch
das kurdische Regionalparlament neu gewählt.
Der Vereinigungszug gewann
an Fahrt. "Aus zwei mach eins ist nie einfach", kommentiert Mohammad
die Entwicklung der letzten Jahre, und sein Kollege von der PUK nickt zustimmend.
"Natürlich tut es weh, wenn Verwaltungen und Ministerien zusammengelegt
werden", erklärt Ayad Haji Namiq, "und manche dann auch noch umziehen
müssen."

Die neue Zusammenarbeit der Kurden zahlt sich aus. Ihre
Regionen im Norden entwickeln eine nie da gewesene Dynamik. Inländische und ausländische
Investoren zieht es nach Erbil, Suleimanija und Dohuk
. Firmenniederlassungen
entstehen als Fenster zum Rest des unsicheren, von Terror geplagten Landes.
Denn während allein in Bagdad täglich im Durchschnitt zehn Anschläge verübt
werden, bleibt es bei den Kurden weitgehend ruhig.

In
Erbil, Suleimanija, Dohuk und in den Bergregionen im Norden und Osten, an den
Grenzen zur Türkei und zum Iran, gibt es 15 Stunden Strom täglich
. In Bagdad verfügen die Menschen dagegen alle vier Stunden
über 60 bis 90 Minuten Strom
. Auch Benzin ist im Norden leichter zu haben. 40 Liter pro Woche können
an den Zapfsäulen pro Auto getankt werden. 650 Dinar (etwa 40 Cent) kostet der
Liter dort
. In
Bagdad ist Treibstoff fast nur noch auf dem Schwarzmarkt zu bekommen.
Der Liter wird für
einen Euro und mehr gehandelt.


Die Sicherheitskräfte sind überall
präsent im Stadtbild von Erbil
. Die Peschmerga sind so zum größten Arbeitergeber avanciert. Die ehemaligen
paramilitärischen Freiheitskämpfer wurden zu wachsamen Ordnungshütern. Sie
regeln den Verkehr, fahren Straßenpatrouillen mit ihren Panzern, schieben Wache
vor öffentlichen Gebäuden, kontrollieren die "Außengrenzen" ihrer
Provinzen. Wer auf dem Landweg nach Kurdistan einreisen will, muss sich auf
scharfe Kontrollen einrichten. Autos werden durchsucht, Pässe oder
Personalausweise verlangt. Ein Staat im Staate ist entstanden.

Erst kürzlich gab es dafür ein weiteres
Zeichen. Per Dekret verordnete der Ministerpräsident der kurdischen
Regionalregierung, Barzani, ab sofort die irakische Fahne von den Masten der
öffentlichen Gebäude in den Kurdengebieten herunterzunehmen und sie durch die
kurdische zu ersetzen. Die Empörung im Rest des Landes war groß. In Bagdad werden die Stimmen
immer lauter, die den Kurden eine Mitschuld an der allgemeinen Misere attestieren.

Dass der Irak auseinanderzubrechen
drohe, sei auch der Rücksichtslosigkeit der Kurden zuzuschreiben, die nur ihre
Interessen verfolgten
, heißt es in Regierungskreisen.


Neuerliche
Meldungen, dass im
Nordirak bereits Verträge zur Erschließung neuer Ölfelder verhandelt würden,
ohne die Regierung in Bagdad mit einzubeziehen, nähren diesen Standpunkt
.
Premierminister Nuri
al-Maliki jedenfalls, hat in Bagdad beschlossen, die alte irakische
rot-weiß-schwarze Fahne mit dem von Saddam Hussein in den 90er-Jahren verordneten
Aufdruck "Allahu Akbar" (Gott ist groß) auf Regierungsgebäuden
beizubehalten,
bis die Abgeordneten der Nationalversammlung sich auf ein
neues Banner geeinigt haben. Ob die selbstbewussten Kurden ihre Flaggen dann einrollen
werden? Viel spricht nicht dafür.

Artikel erschienen am 28.10.2006 WELT.de 1995 –
2006

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