Analisi – Perchè energia è uguale a potere

Die Welt               061102

Analisi – Perchè energia è
uguale a potere

Michael Stürmer

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Tesi: Le fantasie del governo tedesco sull’integrazione
della Russia se commisurata alla Grande strategia di Mosca è solo un gioco da
bambini. Se accetta l’offerta russa, la Germania si trova a contrastare la
politica energetica USA. Deve valutare attentamente se la zuppa economica vale
le calorie politiche.

La Russia utilizza petrolio, gas e oleodotti come strumenti
per la sua strategia per oggi e per il futuro.

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Nel corso dell’incontro russo-tedesco di
Pietroburgo, Putin ha fatto un’offerta irresistibile ai tedeschi, e solo a loro:
Il gas proveniente dall’enorme campo di Shtokman sotto il mar di Barents,
appena saranno risolti i problemi tecnici, giungerà tramite il gasdotto del
Baltico in Germania e verrà distribuito dai gestori della rete tedeschi, sia a
livello nazionale che internazionale.

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Se accetta l’offerta russa, la Germania si trova
a contrastare la politica energetica USA. Originalmente il gas di Shtokman era destinato
agli americani, una volta liquefatto. Solo che i russi non dispongono per ora di
questa tecnologia, ma vogliono che almeno il settore downstream sia sotto il loro
controllo, visto che non possono fare a meno degli aiuti dei norvegesi e di altri
stranieri per i condotti in profondità nel mare ghiacciato.

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I dirigenti russi non si accontentano di
divenire una superpotenza energetica, ora mirano anche all’hightech, l’acquisto
del 5% di EADS è solo l’inizio, seguirà altro:

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il settore aeronautico russo è obsoleto, la Russia
ha bisogno di trasporti veloci e sicuri per l’ampiezza del suo territorio;

l’industria
degli armamenti è molto produttiva, una volta superato l’arretratezza in
tecnologia dell’informazione può fare cose sorprendenti.

Die Welt               061102

Analyse – Warum Energie gleich Macht ist

Russland taktiert mit seinen Öl- und Gasvorkommen in der
Weltpolitik. Für Deutschland ist das eine Herausforderung, denn die
Abhängigkeit vom Energie-Import ist unbestritten. Die Hoffnung der
Bundesregierung, Russland möge sich integrieren und so verhalten, wie es ihr
angenehm wäre, wird der kalten Machtpolitik aus Moskau nicht gerecht
.

Von Michael Stürmer

Russland verfolgt eine Grand Strategy für
Gegenwart und Zukunft
,
und niemand formuliert sie klarer und logisch zwingender als Präsident Putin. Öl, Gas und Pipelines sind die
Mittel. Energie ist
, wie früher die Panzer der Roten Armee, die entscheidende
Machtwährung. Für die Adressaten ist sie ungleich angenehmer. Doch ist sie auch
verführerischer.

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Beim jüngsten deutsch-russischen Petersburger Dialog machte Putin
den Deutschen, und nur ihnen, ein unwiderstehliches Angebot.
Das Gas aus dem riesigen Shtokman-Feld unter der
Barentssee soll künftig, sind die technischen Probleme gelöst, via
Ostseepipeline nach Deutschland kommen und dann von deutschen Netzbetreibern
verteilt werden – national und international.

Warum sollten die
Deutschen dafür nicht dankbar sein? Der Grund ist einfach.

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Das Shtokman-Gas war ursprünglich den Amerikanern
zugedacht, und zwar als verflüssigtes Erdgas. Diese Technologie aber
beherrschen die Russen auf Sicht nicht.
Wenn sie schon für Tiefbohrungen
im Eismeer die Hilfe der Norweger und anderer Ausländer nicht entbehren können
,
dann soll wenigstens das gesamte
Downstream-Geschäft ihrer Kontrolle unterliegen.
Damit kommt Deutschland via Shtokman-Erdgas der amerikanischen
Energiestrategie in die Quere
.

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Ob
die wirtschaftliche Suppe die politischen Kalorien wert ist, sollte man sich in
Berlin gut überlegen
.

Vorausgegangen war im Sommer schon die Lähmung
des Engagements der Royal Dutch Shell im sibirischen Sachalin
. Da waren
es neu auftauchende
Ökobedenken
– von den Russen bisher als westliche Narretei eher
belächelt -, die als
Begründung dienten, die Exploration zu stoppen und mit Höllenstrafen zu drohen
.

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Russlands Führungselite ist nicht damit zufrieden,
Energiesupermacht zu sein
, wie noch unlängst
Gazprom-Chef Miller formuliert hatte. Nein, korrigierte Putin, Russland soll Hightechmacht werden.
Der Einkauf bei EADS,
knapp über fünf Prozent der Aktien, ist nur ein Anfang.
Weiteres wird
folgen, die Kriegskasse ist voll. Russlands Flugzeugindustrie war auf Masse eingestellt, nicht Klasse.
Der heutige Bestand ist veraltet. Russland aber braucht, um das riesige
Territorium zusammenzuhalten, schnellen, sicheren Verkehr.
Die nach wie vor sehr leistungsfähige
Waffenindustrie
, hat sie erst einmal den – sowjetbedingten – Rückstand an
Informationstechnologie aufgeholt
und diese mit russischer Robustheit
kombiniert, kann Erstaunliches leisten.

Vorerst ist Putin damit beschäftigt, die
"Vertikale der Macht" durch Staat und Gesellschaft zu sichern
und
der Welt zu beweisen, dass Demokratie à la Russie funktioniert. Er stützt sich auf aktive Bevölkerungs- und
Sozialpolitik
und verbittet sich alles Dreinreden. Unklar ist, wie er über
die eigene Amtszeit hinaus diese Strategie zu sichern gedenkt. Instabilität
ist, was alle fürchten – die Alternativlosigkeit und die gleichzeitige
Weigerung, sich selbst die dritte Amtszeit zu genehmigen, stehen im Widerspruch
zueinander.

Die Ausschaltung aller ernsthaften Gegengewichte in
Parlament, Medien, Wirtschaft und Öffentlichkeit
reicht als Antwort nicht hin, ja erschwert in
Wahrheit die Kontinuität. Zugleich kann man Putin abnehmen, dass eine Rückkehr
zu zaristischen oder stalinschen Formen der Macht dysfunktional wäre, weil dann
die Macht in Moskau an sich selbst erstickt.

Aus dem Berliner Auswärtigen Amt hört man
Fantasien, Russland müsse man "einbinden", ja das riesige Land habe
sich zu integrieren und angenehm zu machen. Gemessen an der Grand Strategy der
Moskowiter und ihrem Umgang mit Macht sind das Kindergartenspiele
. Deutschland
braucht dringend, wie die Europäische Union, eine Russlandpolitik, die den Test
der kalten Wirklichkeit besteht.

Artikel erschienen am 02.11.2006 WELT.de 1995 – 2006

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