Ritorno al futuro

<97037336"> Ucraina – economia

<97037337"> Die Welt 05-02-24

<97037338"> Ritorno al futuro

Jens Hartmann

Il governo ucraino intende ri-nazionalizzare (deprivatizzare è la parola d’ordine) le imprese che sono state privatizzate in modo poco chiaro e poi rivenderle. Il primo ministro Tymoschenko parla di 3 000 casi, il presidente Juschtschenko li limita a circa 30.

Il direttore della Banca Mondiale, Paul Birminham, ritiene che sia necessaria l’iniziativa contro l’economia dei clan al fine di conquistare la fiducia degli investitori.

Il maggior gruppo dell’acciaio dell’Ucraina, Kryvorizhstal, sta per essere di nuovo venduto, in lizza l’indiano Lakshmi N. Mittal, che ha forgiato il maggior impero dell’acciaio del mondo; per l’Ucraina si tratta del maggior investimento della sua storia.

Se la nuova asta sarà trasparente, sarà un segnale positivo per gli investitori. La Banca Mondiale ha trattato con il governo ucraino per un credito di $3md., da destinare alla riforma del settore statale.

Il gigante minerario ucraino, 55 000 addetti, 7,1 mn. di tonn. di produzione nel 2004, era stato messo all’asta nel 2004, Mittal Steel e U.S. Steel avevano offerto assieme $1,5md. Fu aggiudicato a un clan ucraino per $800mn. Mittal si trovò contro Viktor Pintschuk e Rinat Achmetov, name=”_ftnref1″> [1] i due più potenti ucraini e la politica, il presidente Leonid Kutchma.

Ora altri sono al potere a Kiev, i clan del Donezk, Kiev e Denpropetrovsk non sanno dove rivolgersi; Pintschuk e Achmetov hanno annunciato che pagheranno la differenza tra il prezzo d’acquisto e il valore reale. Ma questo non basterà al governo.

Oltre a Kryvorizhstal, tornerà statale anche il gruppo minerario Ukrrudprom.

Tra i punti del programma di governo:

– spezzare il predominio dei clan, la Banca Mondiale parla di una “economia da insider”;

– facilitare la vita alle PMI; abbreviare i percorsi amministrativi, abbassare le tasse, rafforzare il credito,

– cercare di entrare nella Ue e nel Wto ;

Dall’indipendenza nel 1991, l’Ucraina ha ricevuto solo $7,8md. di investimenti diretti, contro i $50 della vicina Polonia.

Il produttore di componentistica per auto di Norimberga Leoni, ha investito $50mn. in uno stabilimento a Lviv, Ovest Ucraina; la media impresa Knauf produce carton-gesso a Kiev, sette giorni su sette, con quattro turni giornalieri.

I costi salariali, compresi contributi, sono di circa $160 al mese; i costi di trasporto e dell’energia sono bassi, sta aumentando la capacità di acquisto, c’è poi la prospettiva di unirsi alla Ue .

Gli aspetti negativi: burocrazia e corruzione: il 15% del tempo di lavoro di un manager ucraino deve essere dedicato a trattare con la burocrazia. L’agenzia anti-corruzione Transparency International pone l’Ucraina al 122° posto su 145 Stati.

Il governo punta alle PMI; il settore tecnologico offre buone prospettive, dopo Usa, India e Russia l’Ucraina è il paese con il maggior numero di programmatori; i clienti dei 10000 specialisti di software ucraini vanno da DaimlerChrysler a General Electric, alla Nasa.

Il successo delle riforme economiche dipende anche da fattori politici esterni. Il fattore acciaio: l’acciaio rappresenta il 60% delle entrate da export. L’alto prezzo sul mercato mondiale fa prevedere utili record.

Il fattore Russia: l’Ucraina rimane dipendente dalla Russia per 4/5 del suo fabbisogno petrolifero e di gas; è un corridoi di importanza strategica per il trasporto verso l’Occidente. Le relazioni tra Jushtshenko e Putin per lo meno raffreddate.



[1] Rinat Achmetov, 38 anni, padrone delle miniere del Donbass, che sembra abbia investito $300mn. per la battaglia elettorale di Viktor Janukowitsch, e che versa tasse per $3,5 md.

<97037339"> Die Welt 05-02-24

<97037340"> Rückwärts nach vorn

Die Regierung der Ukraine will dubiose Privatisierungen rückgängig machen, die Firmen verstaatlichen und dann wieder verkaufen. Die Ministerpräsidentin spricht von 3000 Fällen

von Jens Hartmann

Lakshmi N. Mittal gibt so leicht nicht auf. Der indische Multimilliardär, der sich das größte Stahlimperium der Welt zusammenkaufte , hat sich in seinem Londoner Büro einen Aktenordner vorgenommen, der schon abgelegt war. “Kryvorizhstal” steht auf dem Deckel. Das größte Stahlkombinat der Ukraine steht wieder zum Verkauf. Mittal will es haben. Für ihn geht es um einige Milliarden Euro, für die Ukraine um die größte Investition in ihrer Geschichte.

Kiew, Unabhängigkeitsplatz: Nach der Revolution in Orange hat der Alltag Einzug gehalten. Einige Souvenirhändler verkaufen noch orangerote Schals und CDs mit Revolutionshits in der Fußgängerunterführung. Passanten hasten zur U-Bahn. Seit Hunderttausende mit ihren Protesten das Regime von Präsident Leonid Kutschma im Dezember wegfegten und das via TV in alle Welt übertragen wurde, ist der Staat mit 48 Mio. Einwohnern auch Auslandsinvestoren ein Begriff.

Zwölf Prozent Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr, das ist Europarekor d. Großinvestoren wie Mittal sehen sich um, die Kiewer Börse erlebt eine Hausse, der ukrainische Aktienmarkt ist der erfolgreichste der Welt. Woche für Woche gibt es Investorenkonferenzen. Für den neugewählten Präsidenten Viktor Juschtschenko und seine Regierungschefin Julia Tymoschenko beginnen die Tage der Wahrheit.

Knapp 60 Seiten lang ist das Regierungsprogramm “Für die Menschen”. Es ist eher eine philosophische Betrachtung, auf den Seiten findet sich keine einzige Ziffer. Regierungsvertreter geben Auskunft, wohin die Reise gehen soll:

Die Vorherrschaft der Clans – die Weltbank spricht von einer “Insiderwirtschaft” in der Ukraine – wird gebrochen. Besonders dubiose Privatisierungen werden rückgängig gemacht.

– Eine Steueramnestie und eine Amnestie für Fluchtkapital werden erwogen – wenn die Geschäftsleute Praktiken der Schattenwirtschaft einstellen.

– Bürokratie und Kor
ruption werden bekämpft.

Kleinunternehmern und Mittelständlern wird das Leben erleichtert. Verwaltungswege werden verkürzt, Steuern gesenkt, das Kreditwesen gestärkt.

EU-Mitgliedschaft und Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO werden angestrebt.

Kryvorizhstal ist ein Lackmustest für die neuen Herrscher von Kiew. Der ukrainische Montanriese war 2004 auf einer Auktion versteigert worden. Mittal Steel und U.S. Steel hatten zwar gemeinsam 1,5 Mrd. Dollar geboten. Doch den Zuschlag bekamen einheimische Clans mit einem Gebot von 800 Mio. Dollar. Mittal hatte Viktor Pintschuk und Rinat Achmetow gegen sich, die beiden reichsten Ukrainer, und die Politik, sprich Präsident Leonid Kutschma.

Nun sind in Kiew neue Leute an der Macht , nun interessiert sich die Generalstaatsanwaltschaft für die Auktion. Die Clans aus Donezk, Kiew und Denpropetrowsk wirken orientierungslos. Pintschuk und Achmetow verkündeten, sie würden den Unterschied zwischen Kaufpreis und tatsächlichem Wert nachzahlen. Der Regierung dürfte das nicht reichen. Der Stahlgigant, der 55 000 Menschen beschäftigt und 2004 insgesamt 7,1 Mio. Tonnen Stahl produzierte, könnte bald noch einmal versteigert werden.

“Deprivatisazija” heißt das Zauberwort. Juschtschenkos Übersetzung: “Wir wollen betrügerische Privatisierungsgeschäfte annullieren.” Kryvorizhstal und der Hüttenkonzern Ukrrudprom sollen die ersten sein, die an den Staat zurückfallen. Andere könnten folgen. Anschließend sollen sie zu einem fairen Preis privatisiert werden.

Es braut sich ein Sturm über Kiew zusammen. Präsident Juschtschenko spricht von “etwa 30 Unternehmen”, deren Privatisierungsgeschichte überprüft werden müßte. Premierministerin Tymoschenko nennt die Zahl 3000. Gerüchte über eine massenhafte Rückgabe von Unternehmen an den Staat machten Investoren bereits nervös. Juschtschenko mußte Tymoschenko öffentlich korrigieren. “Von 3000 Fällen kann gar keine Rede sein.”

Donezk im Bergbaurevier Donbass, Hauptplatz : Die Leibwächter haben zwei schwarze Regenschirme aufgespannt, als Viktor Juschtschenko in Donezk über den Platz geht. Es fliegen Eier, Steine, Dreck. Juschtschenko besucht die Kohlekumpel von Donezk. Hier ist Feindesland: Diese Region gehört Rinat Achmetow. Der 38jährige ist Herr der Zechen. Er wird auf 3,5 Mrd. Dollar taxiert, soll 300 Mio. Dollar für den Wahlkampf von Juschtschenkos Gegner Viktor Janukowitsch gegeben haben. “Genau hier im Donbass hat der Ausverkauf von Staatsbetrieben zum Schleuderpreis seinen Ausgang genommen”, sagt Juschtschenko. Achmetow, ein früherer Boxer, wohnt in einer Villa im Botanischen Garten. Der war einst städtisch und gehört heute dem Milliardär. Wie lange noch?

Die “Deprivatisazija” ist ein Risiko. Allzu gut kennt man in der Ukraine den Fall Yukos und hat beobachtet, wie Nachbar Rußland den größten Ölkonzern des Landes verstaatlichte und so sein Ansehen als Investitionsstandort ramponierte. Doch Paul Birmingham, Direktor der Weltbank für die Ukraine, hält das Vorgehen gegen die Clanwirtschaft für notwendig, um Investorenvertrauen zu gewinnen. “Diese Schritte werden Ausländer nicht abschrecken. Im Gegenteil: Sollte die neuerliche Auktion von Kryvorizhstal transparent vonstatten gehen, kann das ein positives Zeichen für Investoren sein.” Die Weltbank verhandelt mit der Regierung über einen Kredit von drei Mrd. Dollar. Das Geld soll in die Reform des Staatssektors fließen.

Seit der staatlichen Unabhängigkeit 1991 konnte die Ukraine lediglich 7,8 Mrd. Dollar an Direktinvestitionen anziehen, der Nachbar Polen rund 50 Mrd. Dollar. Manche haben den Sprung in die Ukraine gewagt und es bislang nicht bereut. Der Nürnberger Automobilzulieferer Leoni investierte 50 Mio. Dollar in ein Werk im westukrainischen Lviv. Der unterfränkische Mittelständler Knauf läßt bei Kiew an sieben Tagen im Vier-Schicht-Betrieb Gipskartons (carton-gesso) produzieren.

Die Ukraine bietet als Standortvorteile die Lage an der EU-Ostgrenze, Löhne von rund 160 Dollar im Monat inklusive aller Abgaben, niedrige Transport- und Energiekosten, eine wachsende Kaufkraft. Und die Perspektive einer Anbindung an das europäische Wirtschaftssystem. Standortnachteile sind Behördenwillkür und Korruption. 15 Prozent seiner Arbeitszeit, ermittelte die Weltbank, verwendet ein ukrainischer Manager auf Verhandlungen mit Beamten. Die Anti-Korruptionsagentur Transparency International führt die Ukraine auf Rang 122 von 145 Staaten.

Die neue Regierung hofft nicht zuletzt auf Kleinunternehmer und Mittelständler. Die Technologiebranche sieht man als Chance. Nur die USA, Indien und Rußland haben mehr Programmierer als die Ukraine. Jurij Siwitzkij, Chef der Softwareschmiede Softline, schreibt unter anderem für Hugo Boss Programme. 1998 hatte er noch ein Dutzend, heute 500 Beschäftigte. Der Umsatz 2004 betrug rund zehn Mio. Dollar. Die Kundenliste der mehr als 10 000 ukrainischen Software-Spezialisten reicht von Daimler-Chrysler über General Electric bis zur Nasa.

Doch hängt der Erfolg der Wirtschaftsreformen auch von außenpolitischen Faktoren ab. Da wäre der Faktor Stahl: Stahl bringt 60 Prozent der Exporterlöse. Die hohen Weltmarktpreise sorgen – noch – für Rekordgewinne . Da wäre der Faktor Rußland: Die Ukraine bleibt von Rußland abhängig. Rußland deckt vier Fünftel des ukrainischen Öl- und Gasbedarfs. Die Ukraine ist vor allem als Transportkorridor für Öl und Gas in den Westen von strategischer Bedeutung. Das Verhältnis zwischen Juschtschenko und Putin ist, mindestens, unterkühlt.

Kiew, Wirtschaftsministerium: Sergej Terjochin soll der Ludwig Erhard der Ukraine werden . Er ist schlank und gutaussehend, trägt gern schwarze Rollkragenpullover und spielt Golf. Der frühere Bankier hat ein Ministerium vorgefunden, das sich, wie er sagt, in den vergangenen Jahren mit allem, nur nicht mit Wirtschaftspolitik befaßt hat. Dem 41jährigen kann keiner seiner elf Stellvertreter erklären, warum das Haus über Hunderte von Datschen verfügt, über Wohnungen und Hotels, einen riesigen Fuhrpark mit Westwagen und ein Heer von 1140 Beamten.

“Ich habe hier keinen Menschen vorgefunden, der für eine konkretes Thema verantwortlich zu sein scheint”, schildert der Wirtschaftsminister die ersten Tage im ministerialen Moloch, “es wird harte Einschnitte geben.” Den Willen zu Reformen kann man dem ukrainischen Herrn Erhard und seinen Kabinettskollegen bislang nicht absprechen.

Artikel erschienen am Do, 24. Februar 2005

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