Russia – i lavoratori del petrolio in rivolta

Jens Hartmann

Nella
metropoli petrolifera di Surgut, Siberia occidentale, manifestano 5000 addetti
del gruppo petrolifero Surgutneftegaz contro la direzione e per salari più
alti. Sugli striscioni: «Bogdanov, siamo uomini, non spazzatura», oppure
«Prima i salari, poi i dividendi». Forbes ha stimato il patrimonio di Bogdanov
in €3,52 MD; la liquidità del gruppo è valutata in $13MD e i dividendi sono
cresciuti del 93% nel 2005.

Il salario
medio secondo la direzione è di 28 000 rubli (€820) mentre i sindacati
parlano di 17 000 rubli; è composto per il 30-40% di salario base e il
60-70% di premi che possono essere eliminati in modo arbitrario per qualsiasi
piccolo errore. I
lavoratori chiedono che la paga base costituisca il 70% del salario, un aumento
subito del 50% e un altro diluito su sei mesi.

Nel mese
scorso i lavoratori hanno fondato sette sindacati indipendenti e inviato una
lettera a Putin.

Il capo del gruppo Bogdanov è ritenuto il pupillo del
presidente russo Putin.

  • La rivolta contro gli oligarchi è definita dal giornale di
    Mosca Kommersant come “lotta di classe”, e rischia di estendersi anche
    le altre grandi società petrolifere, che costituiscono
    la spina dorsale dell’economia della Russia, il secondo maggior produttore dopo l’Arabia Saudita.

Surgutneftegaz produce il 13% della produzione russa (67,1
mn. tonnellate previste per il 2006) e occupa circa 100 000 addetti, è uno
dei gruppi vicini al Cremlino.

Boganov si è detto disposto a trattare; diversi fondi d’investimento
accusano Bogdanov di gestire la società in modo non trasparente.
Die Welt 06-07-24

Russland – Ölarbeiter
proben den Aufstand

Proteste
setzen Konzern Surgutneftegaz unter Druck

Von Jens Hartmann

Moskau – Das
hat es in Rußlands prosperierender Erdölbranche seit einem Jahrzehnt nicht mehr
gegeben: In der
westsibirischen Erdölmetropole Surgut demonstrierten mehr als 5000 Beschäftigte
des börsennotierten Ölkonzerns Surgutneftegaz gegen das Management und für
höhere Löhne. Das
Pikante an der Situation: Konzernchef Wladimir Bogdanow gilt als Vertrauter des
russischen Präsidenten Wladimir Putin.

– Der Aufstand gegen den Oligarchen, den die
Moskauer Zeitung "Kommersant" als "Klassenkampf"
titulierte, macht auch den anderen großen Erdölgesellschaften in Rußland
Sorgen. Er könnte auf die gesamte Branche übergreifen. Die Ölindustrie ist das
Rückgrat der russischen Wirtschaft. Rußland ist mit einer Fördermenge von rund
9,6 Mio. Barrel (ein Barrel gleich 159 Liter) pro Tag hinter Saudi-Arabien die
Nummer zwei der Erdölproduzenten der Welt.

Surgutneftegaz,
das für 13 Prozent der Erdölproduktion in Rußland sorgt und rund 100 000
Mitarbeiter beschäftigt, ist ein dem Kreml nahestehender Konzern. Die Nummer
vier in Rußland will in diesem Jahr 67,1 Mio. Tonnen Erdöl fördern (2005: 63,9
Mio. Tonnen). Die Marktkapitalisierung liegt bei 41,6 Mrd. Euro.

"Bogdanow,
wir sind Menschen und kein Müll" oder "Erst Gehälter, dann Dividenden",
steht auf den Transparenten der Demonstrierenden. Die hatten im vergangenen
Monat gleich sieben unabhängige Gewerkschaften gegründet und auch noch
Protestbriefe an Putin geschickt.

Das Vermögen
Wladimir Bogdanows (55), der im Mittelpunkt der Kritik steht, wurde von der Wirtschaftszeitschrift
"Forbes" im vergangenen Jahr auf 4,4 Mrd. Dollar (3,52 Mrd. Euro)
taxiert. Der Generaldirektor, der sich vom Bohrmeister zum Konzernchef
hochdiente, ist "Putins Liebling".

Die Arbeiter bei Surgutneftegaz sind mit ihm nicht
zufrieden. Sie sind empört, daß der Konzern einen Bargeldbestand von 13 Mrd.
Dollar hat und die Dividende 2005 um 93 Prozent hochschraubte. Die
Lohnentwicklung halte da nicht mit. Surgutneftegaz gibt als Durchschnittslohn
28 000 Rubel (820 Euro) an, Gewerkschafter sprechen von 17 000 Rubel.

Kranführer
Alexander Sacharkin, der den Aufstand anführt und bislang von Streikaufrufen
absieht, sagte in einem Telefongespräch, der Lohn setze sich aus 30 bis 40
Prozent Grundgehalt und 60 bis 70 Prozent Prämien zusammen, die willkürlich gestrichen
werden könnten. "Für den kleinsten Fehler wirst du bestraft. Dann gehst du
mit 4000 Rubel nach Hause." Die Demonstranten fordern nicht nur, daß das
Grundgehalt künftig 70 Prozent beträgt. Sie wollen auch eine sofortige Lohnerhöhung
um 50 Prozent und eine weitere, gestreckt über sechs Monate.

Bogdanow
räumte Fehler ein und gab sich verhandlungsbereit. Konzernsprecherin Raissa
Chodschenko vermittelte einen anderen Eindruck: "Wir wollen alle mehr
Geld. Auch ich will jedes Jahr auf die Bahamas fliegen."

Bogdanow sieht
sich auch von Minderheitsaktionären attackiert. Mehrere Investmentfonds werfen
ihm vor, Surgutneftegaz intransparent zu führen. Der Konzern veröffentlicht
keine Bilanzen nach internationalen Standards und läßt Klarheit bei den
Eigentumsverhältnissen vermissen.

Gewerkschafter
Sacharkin will weiter protestieren – trotz Einschüchterungsversuchen. Zur
Staatsanwaltschaft wurde er schon vorgeladen: Er solle sich darüber im klaren
sein, daß er das Ansehen Rußlands beschädige.

Artikel
erschienen am Mo, 24. Juli 2006 © WELT.de 1995 – 2006

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