Vladimir Putin è tormentato da dolori fantasma

Russia – Csi Die Welt 05-05-22

<105045906">Vladimir Putin è tormentato da dolori fantasma

<105045907"> L’impero russo si sta disgregando. La rivoluzione potrebbe giungere fino a Mosca.

Jens Hartmann da Mosca

In un sondaggio dell’istituto di ricerca di Mosca Vziom, vicino al Cremlino, sul “che fare” verso i paesi dell’ex Urss che non si comportano in modo amichevole verso Mosca:

– 1/3 pressione economica; 9% sanzioni; 1/10 inviare le truppe.

Putin ha definito il crollo dell’ Urss come «la maggiore catastrofe del XX secolo». Una dopo l’altra le repubbliche post-sovietiche crollano: Georgia, Ucraina, Moldavia, Kirghizistan; l’Uzbekistan regge per ora grazie alla repressione.

Il politologo consigliere di Putin Stanislaw Belkowskij ha stilato una lista di paesi a rischio in cui potrebbe accadere una rivoluzione: Armenia, Kazachistan, Uzbekistan e Tadjikistan. Vi è un rischio di infezione anche per la Russia e l’Azerbaidjan. Stabili le dittature in Bielorussia e Turkmenistan.

Il politologo respinge l’idea diffusa dal Cremlino per cui dietro alle sollevazioni popolari ci sarebbero Ue e Usa : le cause sono interne, una casta al vertice dello Stato impedisce l’accesso alle altre forze, è in crescita la sfiducia popolare nell’elite politica, manca una prospettiva positiva per il futuro.

La Csi , la Associazione di Stati ex sovietici con la Russia al centro, non è in grado di fermare le forze centrifughe. La risposta alla Csi è il Guam , l’associazione di Georgia, Ucraina, Azerbaidjan, Moldavia, da cui si è ritirato il 5 maggio l’Uzbekistan.

Il rafforzamento della Guam va bene per gli Usa ; Bruce Jackson, consigliere del vice-presidente americano Dick Cheney – ritenuto il motore che sta dietro la Guam -, ha definito infatti di «estrema importanza strategica per l’Europa e per gli Usa » proprio i paesi sul Mar Nero.

Nato e Ue sarebbero calamite più forti del legame con Mosca. «L’incapace elite politica russa non sarà più in grado di controllare lo spazio post-sovietico, dove semplicemente la si ritiene del tutto inutile».

Da Sebastopoli in Crimea fino al Tadjikistan sono in servizio circa 50 000 soldati russi e ufficiali, nel “vicino estero”. I russi tirano per le lunghe il ritiro delle loro truppe richiesto dalla Georgia.

Usa e Cina cercano di occupare il vuoto di potere; dall’11 settembre gli Usa stazionano loro unità in Centro Asia e nel Caucaso, regioni importanti per i giacimenti di materie prime e per le rotte del petrolio e del gas.

Anche la Cina, che vorrebbe prendersi il petrolio e il gas del Kazakistan e del Turkmenistan cerca di rafforzare la propria influenza in Centro Asia.

Putin può aumentare la pressione con gli strumenti economici: Chubais, capo del C.d.A. di Ues, il gruppo monopolista dell’energia, acquista una società dopo l’altra; altrettanto aggressivi verso i paesi confinanti i gruppi russi di materie prime, che sono leader nel mercato di petrolio, gas e alluminio in molti paesi della Csi.

La debolezza di Putin nei rapporti con i paesi vicini dipende più dal non potere che non dal non voler: non ha una strategia e i problemi interni immobilizzano tutte le forze.

Belkowskij non esclude una rivoluzione in Russia , quando le regioni russe avranno perso il rispetto per il Cremlino: le repubbliche ma anche la Siberia e l’estremo oriente cercheranno allora altri punti d’attrazione.

Die Welt 05-05-22

Wladimir Putin plagen Phantomschmerzen

Das russische Imperium bröckelt. Die Revolutionswelle könnte am Ende auch Moskau erreichen

von Jens Hartmann in Moskau

“Was sollen wir mit Ländern der ehemaligen Sowjetunion tun, die sich uns gegenüber nicht freundlich verhalten?” fragte das kremlnahe Moskauer Meinungsforschungsinstitut Vziom kürzlich. Das Ergebnis: Jeder dritte Russe plädierte für wirtschaftlichen Druck, neun Prozent für Sanktionen. Jeder zehnte wäre sogar dafür, Truppen einzusetzen.

Auch 15 Jahre nach dem Ende des Sowjetimperiums leidet Rußland, der Rechtsnachfolger der Sowjetunion, an Phantomschmerzen. Präsident Wladimir Putin nannte in seiner Rede zur Lage der Nation gar den Zerfall der Sowjetunion die “größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts” – so als hätte es Oktoberrevolution und Zweiten Weltkrieg nicht gegeben.

Immer mehr postsowjetische Republiken stürzen in Revolutionen. Den Anfang machte Georgien mit seiner Rosenrevolution, es folgte die Ukraine mit ihrer Revolution in Orange. Danach entschied sich Moldawien für einen Westkurs. Kurze Zeit später war auch die Tulpenrevolution in Kirgisien nicht mehr aufzuhalten. Nur mit Waffengewalt hält sich der usbekische Diktator Islam Karimow an der Macht.

Der Politologe Stanislaw Belkowskij , einst Vordenker für Putin, als es darum ging, ein Grundsatzpapier zur Bekämpfung der Oligarchen zu erstellen, arbeitet heute an einer anderen roten Liste. Zur Risikogruppe der Staaten, in denen Revolutionen wahrscheinlich erscheinen, zählt Belkowskij Armenien, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan. Eine Ansteckungsgefahr durch das Revolutionsvirus sieht er in Rußland und Aserbaidschan. Am stabilsten seien die Diktaturen in Weißrußland und Turkmenistan.

Die vom Kreml verbreitete Meinung, die USA und EU seien die wahren Drahtzieher der Volksaufstände, weist der Politologe zurück : “Die Gründe sind hausgemacht.” Eine Kaste an der Staatsspitze verwehrt anderen Kräften den Zugang, das Mißtrauen des Volkes in die politische Elite wächst. Zudem fehlt ein positives Zukunftsszenario. Auch die Sicherheitsorgane sind sich uneins und versagen den Gehorsam.

“Diese Regime werben bei ihrem Volk mit Stabilität. Doch das Volk will eine dynamische Entwicklung, wie sie eine Revolution bietet”, sagt Belkowskij. Revolutionen sind ansteckend. “Wie zehn kleine Negerlein” würden sich die Präsidenten der ehemaligen Sowjetrepubliken fühlen, kommentierte die russische Ausgabe von “Newsweek”. “Sie können nur rätseln, wer der Nächste sein wird.”

Putins Ruf als Ordnungshüter hat in der Zeit der Wirren gelitten. Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), ein loser Staatenbund mit Rußland im Zentrum, kann die Zentrifugalkräfte nicht aufhalten. GUAM ist die Antwort auf die GUS. Hinter dem Kürzel verbergen sich Georgien, Ukraine, Aserbaidschan und Moldawien. Früher war noch ein zweites U dabei – für Usbekistan. Doch das Land trat am 5. Mai aus der als Alternative zur GUS gegründeten Organisation aus. An einer Stärkung der GUAM ist den USA gelegen. Gerade die Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres seien “von herausragender strategischer Bedeutung für Europa und die USA”, sagt Bruce Jackson, der US-Vizepräsident Dick Cheney berät und als treibende US-Kraft hinter GUAM gilt. Nato und EU seien anziehender als ein Bündnis mit Moskau. Rußland habe den Nachbarn nichts zu bieten, findet der Politologe Andrej Piontkowskij: “Die anmaßende und feige, diebische
und stümperhafte politische Elite Rußlands wird den postsowjetischen Raum niemals dominieren. Schlicht und einfach, weil man sie dort so nötig hat wie einen Kropf.”

Wenn sich russische Politologen im Auftrag des Kremls dreist in den ukrainischen Wahlkampf einmischen, ist der Schaden größer als der Nutzen. Und wenn Putin auf einer Pressekonferenz den Akzent einer estnischen Journalistin nachäfft und ihr erklärt, das Baltikum sei niemals okkupiert gewesen, wirkt das selbstgefällig.

Daß die territoriale Integrität der Nachbarstaaten nicht immer respektiert wird, verdeutlicht auch der Streit um den Abzug von Truppenverbänden aus Georgien, den die russische Armee in die Länge zieht. Russische Einheiten sind in neun GUS-Staaten stationiert. Von Sewastopol auf der Krim bis hin zu Tadschikistan dienen rund 50 000 russische Soldaten und Offiziere im “nahen Ausland”.

Putins Autorität ist dennoch begrenzt. Den Diktatoren unter den Nachbarn ist er zu demokratisch, den Demokraten zu diktatorisch. Eines seiner Lieblingsthemen ist der Schutz der Russen, die im Ausland leben. Doch kann er nicht verhindern, wenn der turkmenische Diktator Nijasow Russen des Landes verweist.

Die USA und China versuchen, das Machtvakuum aufzufüllen. Nach dem 11. September stationierten die USA Einheiten in Zentralasien und im Kaukasus. Beide Gegenden sind wegen ihrer Rohstoffvorkommen und der Transportrouten für Öl und Gas von Bedeutung. Auch China, das Öl und Gas aus Kasachstan und Turkmenistan beziehen möchte, sucht seinen Einfluß in Zentralasien zu stärken.

Druck kann Putin über die Wirtschaft aufbauen. Ein liberales Imperium gelte es zu errichten, sagt Anatolij Tschubajs, Vorstandschef des Strommonopolisten UES. Tschubajs kauft eine Stromwirtschaft nach der anderen auf. Nicht weniger aggressiv drängen russische Rohstoffkonzerne in die Nachbarstaaten. Ob Öl, Gas oder Aluminium – in vielen GUS-Staaten sind Russen die Marktführer.

Die Schwäche Putins im Umgang mit den Nachbarn hat weniger mit Nichtwollen als mit Nichtkönnen zu tun. Es fehlt eine Strategie, und die Probleme zu Hause binden alle Kräfte. Die Oligarchen, die mit Putins Wirtschaftskurs unzufrieden sind, aber auch Kremlkämpfe um Öl und Gas lassen Putin wenig durchsetzungsfähig erscheinen.

Belkowskij schließt eine Revolution in Rußland nicht aus. Die käme aber erst, wenn die russischen Regionen den Respekt vor dem Kreml verlören. Dann würden sich die Republiken, aber auch Sibirien und der Ferne Osten andere Anziehungspunkte suchen. “Dann bricht alles zusammen.”

Artikel erschienen am 22. Mai 2005 © WAMS.de 1995 – 2005

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