“La Russia considera i crimini come un delitto comune”

<101255014"> Polonia – Russia – Germania – Bielorussia

<101255015"> Die Welt 05-04-13

<101255016"> “La Russia considera i crimini come un delitto comune”

Gerhard Gnauck

Quaranta associazioni polacche in rappresentanza delle famiglie delle vittime di Katyn cercano di far luce sull’evento, mentre Mosca vuole chiudere gli atti.

  • Dopo l’archiviazione in Russia l’“Istituto della memoria nazionale” polacco ha aperto un procedimento; la procuratrice chiede assistenza a Berlino per le ricerche negli archivi federali di Coblenza e nell’archivio politico dell’Ufficio Esteri.
  • Si ricorda che circa 1000 vittime polacche avevano antenati o parenti tedeschi.

Il 13 aprile è la giornata della commemorazione delle vittime di Katyn, circa 22 000, uccise dalle forze di scurezza sovietiche nella primavera 1940.

Anche di fronte al tribunale di Norimberga, la propaganda sovietica attribuì la colpa del massacro alle truppe tedesche, che il 13 aprile 1943 trovarono le fosse comuni dopo aver conquistato la parte occidentale della Russia.

Tra Russia e Polonia vennero scambiati documenti d’archivio, e venne aperto un procedimento in Russia. Dopo 15 anni, la Russia di Putin intende chiuderlo, e non definisce il massacro come crimine di guerra ma come reato comune; inoltre gran parte dei 160 volumi degli atti giudiziari raccolti dalla Russia durante l’indagine viene classificata come documentazione segreta.

L’Ucraina, dove venne sepolta parte delle 21768 vittime (di cui 14 000 quelle di Katyn), ha già trasmesso documentazioni, mentre la Bielorussia non ha risposto alla richiesta di aiuto nelle ricerche.

<101255017"> Die Welt 05-04-13

<101255018"> “Rußland hält das Verbrechen für eine ganz gewöhnliche Straftat”

Polnische Interessenverbände versuchen, das Massaker von Katyn durch die Sowjets aufzuklären und zu sühnen – Moskau will die Akten schließen

von Gerhard Gnauck

Warschau – Staatsanwältin Malgorzata Kuzniar-Plota sitzt in ihrem Arbeitszimmer und ordnet die Protokolle neuer Zeugenvernehmungen. Vor fünf Jahren verfolgte sie noch Kleinkriminelle in einer polnischen Kleinstadt. Heute leitet sie die Ermittlungen einer eigens gebildeten Gruppe von sechs Staatsanwälten zu einem Massaker mit Tausenden von Opfern. Wohl keines der großen Kriegsverbrechen aus den Jahren 1939-1945 hat so lange auf seine Aufarbeitung gewartet, und nie verlief die Aufarbeitung so verschlungen wie in diesem Fall: Es geht um die Erschießung von fast 22 000 gefangengenommenen Polen durch sowjetische Sicherheitskräfte im Frühjahr 1940.

Nachdem die deutschen Truppen den Westen Rußlands erobert hatten, stießen die Deutschen am 13. April 1943 im Wald von Katyn auf das erste Massengrab. An diesem Tag gedenkt Polen heute der Ermordung eines Teils seiner Elite durch einen der beiden Aggressoren. Die deutschen Truppen hatten 1943 sofort Gutachter aus mehreren Ländern an die geöffneten Gräber geholt; die sowjetische Propaganda dagegen gab die Schuld an den Morden von Anfang an denen, die die Gräber entdeckt hatten – den Deutschen. Selbst vor dem Nürnberger Tribunal hielten die sowjetischen Ankläger diese Version aufrecht. So blieb es bis in die späte Zeit der Perestroika, als in Moskau Ermittlungen aufgenommen wurden. Zwischen Polen und Rußland wurden Archivdokumente ausgetauscht, und in Rußland wurde ein Verfahren eröffnet, um der noch lebenden Täter und Auftraggeber des Massakers habhaft zu werden.

Doch im Rußland Putins, wo man jetzt die 60-Jahr-Feier des Kriegsendes ansteuert, hat sich der Wind längst gedreht. Ende vorigen Jahres gab die Militärstaatsanwaltschaft bekannt, das Verfahren werde nach 15 Jahren Dauer eingestellt. Auch die Qualifizierung der Tat als nicht verjährbarer Völkermord und als Kriegsverbrechen – so sieht es die polnische Seite – weist Moskau zurück. “Von der Einstellung des Verfahrens wissen wir jedoch nur aus den Medien”, sagt die Staatsanwältin, “die russische Seite hält das Verbrechen für eine ganz gewöhnliche Straftat, die verjährt sei.”

Mehr noch: Von den mindestens 160 Aktenbänden, welche die russische Seite im Laufe der Ermittlungen zusammengetragen hatte, wurde jetzt der größte Teil für geheim erklärt. “Was muß man denn nach 65 Jahren noch geheimhalten?” fragt Pfarrer Zdzislaw Peszkowski, der Seelsorger der Opferfamilien, die in Polen in etwa 40 Verbänden organisiert sind. Peszkowski war als junger Mann selbst kurz im Todeslager Kozielsk gewesen, von wo die Gefangenen zur Erschießung nach Katyn kamen. 1991 war er bei Exhumierungsarbeiten an den Gräbern, und noch im Jahre 2000 gestattete Moskau, daß Polen im Wald von Katyn eine große Gedenkstätte anlegte.

Doch das war einmal. Nach der Einstellung des Verfahrens in Rußland hat in Polen das Institut des Nationalen Gedenkens (IPN), in dem auch Frau Kuzniar-Plota arbeitet, ein Verfahren eröffnet. Die Staatsanwältin zeigt einen Brief, der in den nächsten Tagen das Bundesjustizministerium in Berlin erreichen wird. Darin bittet Polen um Rechtshilfe, konkret um Recherchen im Bundesarchiv in Koblenz und im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes. “Vor allem interessieren uns die deutschen Dokumente und Fotos von 1943 und die deutsch-sowjetische Korrespondenz der Jahre 1939-41 über vermißte Offiziere. Etwa 1000 der polnischen Opfer hatten deutsche Vorfahren oder Verwandte, und es muß darüber Nachforschungen gegeben haben.”

Doch die Hauptarbeit liegt in Polen. Jeden Tag verhört allein Frau Kuzniar-Plota ein bis zwei Zeugen. Insgesamt wurden seit Dezember bereits 420 vernommen. “Allein in Warschau leben noch mehrere Dutzend Witwen von Katyn-Opfern. Unsere Kartei wächst von Tag zu Tag, es könnten wohl insgesamt mehr als 10 000 zu verhörende Zeugen sein.” Wenn es ihr Gesundheitszustand erlaubt, kommen die Zeugen hier in den pistaziengrünen Neubau des IPN zum Krasinski-Platz; sonst kommt die Staatsanwältin zu ihnen nach Hause. “Unsere Zeugen sind gefaßt, wenn sie aussagen; nur eine Frau hat geweint. Sie bringen oft das mit, was sie als Reliquien bezeichnen, ihre letzten Postkarten, die sie 1940 von ihren Angehörigen aus dem Lager bekommen hatten. Danach folgte nur noch die offizielle Auskunft sowjetischer Stellen: ,Hält sich nicht auf dem Gebiet der UdSSR auf.””

Eine Vergangenheit, die nicht vergehen will. Die Ukraine, wo ein Teil der Opfer verscharrt wurde, hat gerade im Februar Dokumente übermittelt, Weißrußland hat auf ein Rechtshilfeersuchen nicht geantwortet. Da die Opfergruppen kaum zu trennen sind, umfaßt das Verfahren (Aktenzeichen: S 38/04/Zk, wobei die Kategorie Zk für “Kommunistisches Verbrechen” steht) jetzt nicht mehr nur die 14 000 Opfer von Katyn und zwei weiteren Kriegsgefangenenlagern. Die “präventive” Erschießung mehrerer tausend in Lagern einsitzender polnischer Zivilisten wurde diesem Verfahren angeschlossen, so daß bei der Verfahrenseröffnung von “nicht weniger als 21 768” Opfern die Rede war. Wie wird es weitergehen? Die Staatsanwältin blickt zur Decke: “Ich erwarte nach wie vor eine positive Antwort und Unterstützung aus Rußland. Die Auftraggeber leben nicht mehr, doch wir wollen bis hinunter zu den Vollstreckern klären, wer für was verantwortlich war. Aber die jetzige Lage erschwert jeden Fortschritt.”

Artikel erschienen am Mi, 13. April 2005

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