“Nessuno [emigrante] voleva rimanerci per sempre” [in Germania]

Germania, immigrazione, Italia Die Welt 05-12-20

"Nessuno [emigrante] voleva rimanerci per sempre" [in Germania]
Gisela Kirschstein

Sono
trascorsi 50 anni (20 dicembre 1955) dall’accordo “Per il reclutamento
e l’assunzione di forza lavoro” tra Germania e Italia, in seguito al
quale giunsero in Germania 4 milioni di italiani.

Ne aveva cominciato a parlare nel 1954 l’allora ministro tedesco per l’Economia, Ludwig Erhard.

L’economia
tedesca del dopoguerra in forte crescita mancava di forza lavoro, in
diversi paesi del Sud Europa mancavano invece i posti di lavoro.

Il ministro italiano per il Lavoro rimarcò nel 1961 sul
Corriere della Sera che la sistemazione era «peggiore di quella di un
gruppo di guerriglieri congolesi». Per molti anni questa situazione
cambiò poco: così descriveva ancora nel dicembre 1970 la Frankfurter
Allgemeine Zeitung la situazione di molti lavoratori: «Ogni lavoratore
ospite ha diritto a un letto, una seggiola, un piatto, tre metri
quadrati di spazio e dieci metri cubi di aria».

In occasione dell’apertura di una mostra per il 50° dell’accordo questa settimana a Mainz,
il capo della cancelleria di Mainz ricorda cheche le relazioni con i
lavoratori ospiti di allora erano davvero “irrispettosa dell’uomo”.

C’erano poi i problemi di lingua…

Negli
anni Sessanta cominciarono le chiese a creare luoghi di informazione
per gli immigrati; a Mainz giunse un parroco (cattolico); gli immigrati
dovevano essere aiutati quando avevano bisogno di un medico, nelgi
ospedali, o quando morivano.

Die Welt 05-12-20

"Keiner wollte für immer bleiben"
Vor 50 Jahren wurde das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien unterzeichnet – Ein Gespräch mit dem Gastarbeiter Vito Contento
von Gisela Kirschstein
Koblenz
– Sie waren nicht gekommen, um zu bleiben – und doch gehören sie heute
selbstverständlich in das Straßenbild in Deutschlands Städten: Vor
50 Jahren kamen die ersten "Gastarbeiter" nach Deutschland. "Niemand
von uns wollte damals für immer bleiben, wir dachten alle, es wäre für
maximal ein Jahr", sagt Vito Contento.
1961 kam der Italiener aus Apulien nach Koblenz, um in einem Hotel als Kellner zu arbeiten. Geblieben ist Contento, einer von rund vier Millionen Italienern, die in der Folge des Anwerbeabkommens nach Deutschland kamen,
bis heute. "Es war am 29. April 1961, Freitag abend um halb sieben."
Wie aus der Pistole geschossen kann Vito Contento den genauen Zeitpunkt
seiner Ankunft in Deutschland benennen. "Das weiß jeder Gastarbeiter,
es war so ein einschneidendes Erlebnis", sagt der heute 65jährige. Contento kam aus einem kleinen Ort in Apulien. Zu Hause hatten sie eine kleine Landwirtschaft,
aber der Vater war gestorben, und mit ihm die Chance für den Sohn, in
der 50 Kilometer entfernten Großstadt die höhere Schule zu besuchen.
Da
kam das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien gerade recht:
Am 20. Dezember 1955 schlossen die beiden Staaten die Vereinbarung "Zur
Anwerbung und Vermittlung von Arbeitskräften", was der damalige
Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard schon 1954 ins Gespräch
gebracht hatte. Im boomenden Nachkriegsdeutschland fehlten
Arbeitskräfte, in vielen südlichen Ländern herrschte dagegen ein Mangel
an Arbeitsplätzen und Zukunftschancen.
In Deutschland lockten dagegen ein Job und das schnelle Geld.
"Deutschland
war für uns die große Unbekannte, ein schwarzes Loch", erinnert sich
Contento. Der junge Italiener hatte Glück: Im Hotel "Trierer Hof" in
Koblenz fand er Arbeit, eine Unterkunft und freundliche Aufnahme durch
die Kollegen. Nicht allen erging es so gut. Der italienische
Arbeitsminister bemerkte nach der Visite in einer Gastarbeiterbaracke
1961 in der Tageszeitung "Corriere della Sera" schockiert, die
Unterbringung sei "schlechter als die einer Gruppe kongolesischer
Krieger".
Daran änderte sich für viele über Jahre hinweg wenig: "Jeder
Gastarbeiter hat Anspruch auf ein Bett, einen Hocker, ein Stück
Tischplatte, drei Quadratmeter Boden zum Wohnen und zehn Kubikmeter
Luft zum Atmen", beschrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" noch im
Dezember 1970 die Lebensumstände vieler Arbeiter.
Als Zeichen
der Wiedergutmachung organisierte die deutsche Botschaft jüngst in
mehreren italienischen Orten Gedenkveranstaltungen mit ehemaligen
Gastarbeitern, bei denen ausdrücklich für ihren Beitrag zum deutschen
Wirtschaftswunder gedankt wurde.
Der Umgang mit den damaligen Gastarbeitern sei durchaus "gelegentlich menschenverachtend" gewesen,
bestätigte auch der Chef der Mainzer Staatskanzlei, Staatssekretär
Martin Stadelmaier, bei der Eröffnung einer Ausstellung anläßlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Anwerbeabkommens diese Woche in Mainz.
Dazu kamen Sprachprobleme: "Mein Deutsch reichte nicht aus, wenn ich ,Guten Abend" sagte, lachten die Deutschen",
erinnert sich Contento. Auch das verletzte den damals 19jährigen. Der
junge Kellner gehörte zu den ersten Italienern in Koblenz überhaupt, ab 1972 studierte er als erster Italiener an der Fachhochschule für Sozialpädagogik. Da war Contento bereits
vier Jahre als Betreuer für italienische Gastarbeiter für die Caritas
in Koblenz tätig: In den sechziger Jahren hatten die Kirchen begonnen,
Beratungsstellen für die Gäste aufzubauen. Auch nach Koblenz kam ein
Pfarrer
, Contento half ihm, dolmetschte, vermittelte. Das war oft bitter nötig: "Es
gab damals keine Sozialarbeiter, die italienisch sprachen", berichtet
er. Wenn italienische Arbeiter zum Arzt mußten, in Krankenhäusern lagen
oder starben, mußte vermittelt und geholfen werden. "
Wir waren Menschen für alles, von der Wiege bis zur Bahre", erinnert sich Contento.
Bis
zu seiner Pensionierung im vergangenen September arbeitete der
Italiener für die Caritas-Betreuungsstelle – dabei wollte er eigentlich
immer wieder zurück in die Heimat. "Mein Traum war immer,
Grundschullehrer in Italien zu werden", berichtet er. 1980 versuchte es
Contento noch einmal, bewarb sich, legte Prüfungen ab – alles
vergeblich. Eine Stelle in Italien bekam er nicht. Erst da fand er sich
mit einer dauerhaften Existenz in Deutschland ab.
Heute sitzt
der 65jährige für die CDU im Koblenzer Stadtrat, ist Vorsitzender des
Ausländerbeirats und kämpft für das Wahlrecht für hier lebende
Ausländer "auf allen Ebenen"
, wie er sagt. In Koblenz, sagt Vito
Contento inzwischen zufrieden, "da bin ich zu Hause, da kenne ich mich
aus, da ist meine Arbeit, meine Familie, mein Leben". In Italien, fügt
er hinzu, "da ist die sentimentale Heimat meiner Kindheit".
Artikel erschienen am Di, 20. Dezember 2005 © WELT.de 1995 – 2005

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