Lettera minatoria da Berlino

Ungheria, Ue, Germania
Gfp     091125
Lettera minatoria da Berlino

– La “Nota di protesta, una dimostrazione di forza da parte della Germania e di altri otto paesi occidentali verso l’Ungheria,

●    rafforza nei fatti l’estrema destra nazionalista ungherese.

●    e rende manifesta la dipendenza economica ungherese, soprattutto dalla Germania;

●    Il risultato concreto dei 20 anni della “corruzione” di cui l’Ungheria è accusata è l’esteso controllo economico del paese, soprattutto da parte dei gruppi tedeschi.

o   Quasi ¼ degli investimenti Esteri Diretti proviene dalla Germania,

o   dal calcolo sono esclusi gli investimenti tedeschi fatti tramite l’Austria od Olanda –

o   oltre 7 000 società create in parte o totalmente con capitale tedesco occupano 300 000 addetti, su una popolazione totale di 10 milioni.

o   Le società tedesche rappresentano oltre ¼ del commercio estero ungherese.

– Quando la scorsa primavera è stato nominato ministro dell’Economia un manager che ha lavorato per anni per filiali ungheresi di gruppi tedeschi, a Berlino non si è parlato di “corruzione”.

————————-

– Nella nota di protesta dei nove paesi UE Budapest viene accusata di “comportamento non trasparente verso gli investitori” per le misure prese contro società dell’Europa occidentale e degli USA:

o   la nota inizia ricordando che i firmatari rappresentano paesi le cui società hanno la maggioranza degli investimenti esteri in Ungheria, e che l’Ungheria si trova in una forte crisi economica.

o   Segue la minaccia esplicita di ritirare gli investimenti in caso di comportamento ostile. L’Ungheria deve varare una legge anti-corruzione …

o   Il gruppo francese Suez, operante nella grande città di Pécs, ha perso le commesse a causa dei prezzi troppo alti e di supposte irregolarità;

o   nel 1995 Suez aveva acquisito il 48% e la direzione operativa della società idrica cittadina, per l’irrisoria cifra di €1,6 mn. La popolazione ha di recente manifestato con forza contro l’aumento dei prezzi dell’acqua. A seguito di una serie di accuse contro Suez, il borgomastro di Pécs ha revocato la licenza dal 1° ottobre, trasferendola ad una società idrica ungherese. Suez sta adendo a vie legali.

o   La BERS (Banca Europea per la Ricostruzione e lo Sviluppo), a direzione tedesca, e una società americana hanno dovuto cedere a due concorrenti le frequenze di emittenti radio da esse controllate: Danubius Rádió (della BERS) e Sláger Rádió (di proprietà americana). Il caso è ora in tribunale.

o   I due nuovi consorzi sono vicini ognuno ad un grande partito ungherese, al partito socialdemocratico e al nazionalista Fidesz.

– Il primo ministro ungherese ha definito la nota di protesta “passo insolito e ingerenza azzardata”,

– MA dopo pochi giorni, data la dipendenza economica, si è piegato alle richieste; ha dichiarato che saranno varate nuove leggi anti-corruzione, per migliorare le condizioni per gli investimenti esteri in Unheria. Vengono in tal modo chiariti i rapporti di forza.

– Se si considerano le relazioni economiche in Ungheria, i paesi dell’Europa occidentale, gli USA e il Giappone, hanno finora convissuto egregiamente con la corruzione di cui accusano il paese. Nei 20 anni dal crollo dell’URSS i paesi occidentali hanno avuto tempo e influenza sufficienti per intervenire contro di essa.

– La stampa ungherese rileva come la “lettera minatoria” fornisca munizioni gratuite alle forze nazionalistiche di Fidesz, che come il partito di estrema destra Jobbik, parla di dipendenza dall’Occidente simile ai rapporti coloniali. Queste forze legano il sentimento nazionalista contro l’ingerenza straniera a tradizionali teorie di complotto anti-semite.

Jobbik ha ottenuto quasi il 15% del consenso alle europee di sei mesi fa; i sondaggi prevedono che i partiti nazionalisti raggiungeranno una maggioranza dei 2/3 alle elezioni parlamentari dell’anno prossimo.

Gfp      091125

Drohbrief aus Berlin

25.11.2009
BUDAPEST/BERLIN
(Eigener Bericht) –

–   Mit Befremden reagieren ungarische Medien auf eine diplomatische Machtdemonstration Deutschlands und acht weiterer westlicher Staaten gegenüber Ungarn. Die neun Länder hatten Budapest über ihre Botschaften mit einer öffentlichen Protestnote zurechtgewiesen, nachdem es in Ungarn zu Maßnahmen gegen westeuropäische sowie US-amerikanische Firmen gekommen war:

o    Ein Wasserkonzern verlor wegen überteuerter Preise und mutmaßlicher Unregelmäßigkeiten seine lukrativen Aufträge in einer südungarischen Stadt;

o    die deutsch geführte Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie eine US-Firma mussten die Frequenzen für von ihnen kontrollierte Radiosender Konkurrenten überlassen. Bei der Protestnote habe es sich um einen sehr "ungewöhnlichen Schritt und eine riskante Einmischung" gehandelt, heißt es über den Affront, den der Premierminister des Landes umgehend mit der Ankündigung beantwortete, er werde dem westeuropäisch-amerikanischen Einspruch Rechnung tragen.

–   Der Vorgang verdeutlicht, wie sehr Ungarn in ökonomische Abhängigkeit vor allem von Berlin geraten ist:

o    Schon eine ernste Drohung mit einem Entzug von Investitionen genügt, um Budapest zur Einführung neuer Gesetze zu zwingen.

Überteuertes Wasser

–   Einer der beiden Fälle, auf die sich die Intervention Deutschlands und acht weiterer Staaten bezieht, betrifft die Wasserversorgung in der südungarischen Großstadt Pécs.

–   In Pécs hatte 1995 der französische Konzern Suez 48 Prozent der Anteile und die operative Führung am städtischen Wasserwerk übernommen. Der Deal kostete Suez den Spottpreis von knapp 1,6 Millionen Euro. Wie in vielen anderen Ländern, in denen westliche Firmen die Wasserversorgung an sich gezogen haben [1], beschwerte sich die Bevölkerung schon bald über steigende Kosten. Die überteuerten Wasserpreise führten zuletzt zu heftigem Protest.

–   Über das weitere Geschehen gehen die Angaben auseinander. Der Bürgermeister von Pécs erklärt, er habe Suez wegen verschiedener Vorwürfe mit Wirkung zum 1. Oktober gekündigt. Suez will davon nichts wissen. Jedenfalls ließ der Bürgermeister den französischen Konzern am 5. Oktober aussperren und das Wasserwerk in Pécs an eine einheimische Firma übertragen. Suez geht mit rechtlichen Mitteln dagegen vor.

Rundfunkfrequenzen

Der zweite Fall betrifft die beiden Rundfunksender Sláger Rádió und Danubius Rádió. Ende Oktober verweigerte die für die Frequenzvergabe zuständige Behörde den beiden Sendern die Lizenzverlängerung und vergab ihre Frequenzen an zwei neue Konsortien.

–   Sláger Rádió, in der Bevölkerung äußerst beliebt, befand sich in US-Besitz, Danubius Rádió wurde von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die von einem Deutschen geleitet wird, kontrolliert.[2] Die beiden neuen Konsortien stehen jeweils einer der großen ungarischen Parteien nahe, den Sozialdemokraten respektive dem völkischen Fidesz. Die Vereinigten Staaten hatten bereits Anfang November bei der ungarischen Regierung gegen die Nichtberücksichtigung des US-Senders protestiert. Auch der Fall "Sláger Rádió/Danubius Rádió" wird derzeit vor Gericht ausgetragen.

Wie Klientelstaaten

–   Ohne das Ende des Rechtsweges abzuwarten, haben jetzt die Botschaften Deutschlands und acht weiterer westlicher Staaten in der ungarischen Hauptstadt öffentlich wegen "intransparenten Verhaltens gegenüber Investoren" protestiert.[3]

–   Die Protestnote, die unter anderem auf der Website der deutschen Botschaft einsehbar ist, beginnt trocken mit zwei Feststellungen: Die Unterzeichner repräsentierten Länder, deren Firmen die Mehrheit der ausländischen Investitionen in Ungarn stellten; zugleich befinde sich Ungarn in einer schweren Wirtschaftskrise.

–   Der unverhohlenen Machtdemonstration folgt ein ausdrücklicher Hinweis, die Investitionen könnten im Falle missliebigen Verhaltens auch ausbleiben. Die Regierung Ungarns müsse jetzt ein "Anti-Korruptions-Gesetz" verabschieden, um Vorkommnisse wie die zwei geschilderten Fälle für die Zukunft auszuschließen, heißt es in dem Dokument. Der Duktus und die Tatsache, dass das "Statement" öffentlich einsehbar ist, sind ein beispielloser Affront gegenüber Budapest und erinnern an den Ton, in dem abhängige Klientelstaaten behandelt werden.

Korruption

–   Dabei zeigt ein Blick auf die ökonomischen Verhältnisse in Ungarn, dass die Staaten Westeuropas, die USA sowie Japan bislang recht gut mit der jetzt kritisierten "Korruption" ausgekommen sind. Dass es seit den Umbrüchen von 1989 und der Wende Ungarns zur EU und zur NATO immer wieder zu Unregelmäßigkeiten im Lande kommt, wird kaum je bestritten. "Illegale Absprachen, Hinterzimmervereinbarungen, Korruption und Betrug" kämen immer wieder vor, heißt es in der Budapester Presse; der dominierende Westen hätte "in den letzten zwanzig Jahren" jedoch "genug Einfluss und Zeit gehabt", einzuschreiten.[4]

–   Tatsächlich ist das Ergebnis von 20 Jahren "Korruption" die weitgehende wirtschaftliche Kontrolle des Landes vor allem durch deutsche Unternehmen.

–   Fast ein Viertel aller ausländischen Direktinvestitionen stammt aus Deutschland;

–   dabei sind deutsche Investitionen via Österreich oder die Niederlande noch nicht eingerechnet.

–   Mehr als 7.000 teils oder vollständig mit deutschem Kapital gegründete Firmen beschäftigen rund 300.000 Menschen – bei einer Gesamtbevölkerung von zehn Millionen.

–   Deutsche Unternehmen besorgen mehr als ein Viertel des ungarischen Außenhandels.

–   Als im Frühjahr ein Manager Wirtschaftsminister Ungarns werden sollte, der zuvor jahrelang für ungarische Filialen deutscher Konzerne gearbeitet hatte, da war in Berlin von "Korruption" nicht die Rede.[5]

Klargestellt

–   Angesichts der ökonomischen Abhängigkeit Ungarns hat der Premierminister den Forderungen binnen weniger Tage nachgegeben. Am Montag lud er die neun Botschafter, die die Protestnote unterzeichnet hatten, zum Gespräch. Er habe dabei bekräftigt, berichtet die deutsche Wirtschaftspresse, "dass die Regierung etwa mit einem neuen Anti-Korruptionsgesetz alles dafür tun wolle, um die Investitionsbedingungen in Ungarn für Ausländer zu verbessern".[6] Die Herrschaftsverhältnisse sind damit wieder klargestellt.

Die völkische Rechte

–   Fatal sind die Auswirkungen in gesellschaftspolitischer Hinsicht. Der "Drohbrief" [7] liefere "den nationalistischen Kräften des Fidesz und jenseits davon nur kostenlose Munition", urteilt die Presse. Tatsächlich wird in Ungarn die an koloniale Verhältnisse erinnernde Abhängigkeit vom Westen vor allem durch völkische Kräfte wie den Fidesz oder die extrem rechte Partei Jobbik thematisiert.

–   Diese Kräfte laden den gegen äußere Einmischung gerichteten Impuls völkisch auf und bringen ihn mit traditionellen antisemitischen Verschwörungstheorien in Verbindung. Die Partei Jobbik, die auf solche Vorstellungen rekurriert, erhielt bei den Europawahlen vor einem halben Jahr in Ungarn fast 15 Prozent der Stimmen. Dem völkischen Parteienspektrum wird bei den Parlamentswahlen im nächsten Jahr in Umfragen sogar eine Zweidrittelmehrheit zugetraut.

–   Machtdemonstrationen wie die aktuelle Botschafter-Intervention stärken unter diesen Bedingungen in der Tat die extreme völkische Rechte.

Weitere Informationen über die deutsche Ungarn-Politik finden Sie hier: Konkurrenz der "Halsabschneider", Wert der Waffen, Besser als wir, Paneuropa-Picknick, Wahnsinn, Revision der Geschichte, Verdienstorden, Die zweite Welle, "Transsilvanien ist unser", Magyarentum, Ein besonderes Verhältnis, Moralisch und materiell, Nicht zum ersten Mal, Ein Zeichen der Freundschaft, Das deutsche Bluts-Modell und Ethno-Loyalität.

[1] s. auch Eigentum verpflichtet und Schwerwiegende Provokationen

[2] s. dazu Wegbegleiter

[3] Es handelt sich um die Botschaften Belgiens, Frankreichs, Großbritanniens, Japans, der Niederlande, Norwegens, der Schweiz und der Vereinigten Staaten. Joint statement on transparency; www.budapest.diplo.de 18.11.2009

[4] Schriftliche Daumenschraube; Pester Lloyd 47/2009

[5] s. dazu Ein Zeichen der Freundschaft

[6] Westliche Investoren setzen Ungarns Regierung unter Druck; Handelsblatt 24.11.2009

[7] Schriftliche Daumenschraube; Pester Lloyd 47/2009

Leave a Reply